Zeit für Leben.
Freuen Sie sich auf unser kompetentes Team!
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Das Klinikum Schloss Lütgenhof ist eine Klinik für Personale Medizin, einer Heilkunde von Personen für Personen (Danzer 2012). Die externe Supervision wurde mit Gründung der Klinik im Januar 2019 von Herrn Professor Dr. med. et phil. Danzer eingerichtet, dessen Konzeption der Personale Medizin die Grundlage für das Verstehen der zu behandelnden Patientinnen und Patienten ist. Die externe Supervision im Klinikum Schloss Lütgenhof hat die Aufgabe, die diagnostischen und therapeutischen Aktivitäten vor dem Hintergrund dieses Konzeptes zu reflektieren und in das ärztliche Handeln zu integrieren.
Die externe Supervision findet im zweiwöchentlichen Rhythmus in zwei Gruppen statt. Die Gruppen liegen an zwei verschiedenen Tagen, eine mittags, die andere abends. Das Team setzt sich aus allen Fachdisziplinen der Klinik zusammen (siehe „Gesamtes Team“). Die beiden Gruppen kommen dadurch zustande, dass allen Mitarbeitern - unabhängig vom Dienstplan - eine Supervision zugänglich sein soll. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Supervisionsgruppe ist durch gegenseitige Akzeptanz und Achtung vor der Individualität der Teilnehmer*innen gekennzeichnet, d. h., die spezifische Befähigung der jeweiligen Person wird geschätzt und in den individuellen Diagnose- und Behandlungsprozess eingearbeitet. Dabei wird geschaut, welche Kompetenzen in welcher Dosierung für ein erfolgreiches Behandlungsziel am ehesten genutzt werden können.
Externe Supervision besagt, dass eine außenstehende psychoanalytisch ausgebildete Person, die an der direkten Interaktion zwischen Therapeut*in und Patient*in nicht beteiligt ist, aufgrund ihrer Distanz eine andere und in mancher Hinsicht auch eine erweiterte Perspektive hat, da sie nicht in die Übertragungs- und Gegenübertragungsprozesse verwickelt ist (Thomä u. Kächele, 1988). Übertragung meint sowohl die positiven als auch die negativen Gefühle des*der Patienten*Patientin, die aus dem Erleben der Vergangenheit im Therapieprozess erneut erlebt und auf den*die Therapeuten*Therapeutin übertragen werden. Therapeuten wiederum verstehen die durch die Übertragungsgefühle ausgelösten Regungen in sich als komplementäres Geschehen dazu, als Gegenübertragung.
Von Beginn an, also bereits mit dem ersten Kennenlernen, spielen Gefühle auf beiden Seiten eine wichtige Rolle. Das vorrangige Ziel der Supervision ist die Reflexion der eigenen Gefühle des*der Therapeuten*in, also die Gegenübertragung. In der Supervisionsgruppe können Therapeut*innen neue Zusammenhänge zwischen den bewussten Informationen und den eigenen unbewussten Gefühlen erkennen und schauen, wie diese mit jenen des*der Patienten* Patientin in Wechselwirkung stehen (Übertragung). Nur wenn der*die Therapeut*Therapeutin die eigenen Gefühle gegenüber dem*der Patienten*Patientin wahrnimmt, wird es ihn davor bewahren, diese dem*der Patienten*Patientin zuzuschreiben.
Eine Supervisandin stellt ihre Problemlage mit einer 49jährigen Lehrerin, Frau K., dar. Frau K. klage über Erschöpfung, eine früher nie gekannte Unsicherheit mit inzwischen auch Ängsten, die sie versucht habe, „mit Arbeit in Schach“ zu halten. Die Kollegin schildert, sie bemühe sich sehr, ihrer äußerst sympathischen Patientin schnell zu einer Besserung zu verhelfen. Das gelinge nicht, denn Frau K. lehne die geplanten Therapieschritte beinahe rigoros ab. Sie stünden auf der Stelle, der Therapieprozess sei blockiert.
Die Gruppe fokussierte zunächst auf die Art der umfangreichen Therapiemaßnahmen und auf die Lebensgeschichte der Patientin, einer Person, die schon immer eher ängstlich und unsicher war. Dieser, von ihr durchaus wahrgenommenen Schwäche, war sie über Jahre sehr effizient mit einem hohen Leistungsstreben begegnet, wodurch sie Anerkennung und Erfolg im Beruf erntete. In den letzten Jahren aber war sie zunehmend mit Reformen, Umbildungen und Neugestaltungen bei primär hohem Arbeitspensum konfrontiert, und sie konnte schließlich trotz aller Versuche diesen Anforderungen nicht in der von ihr gewohnten Weise gerecht werden. Unsicherheit und Versagensängste, Schlafstörungen, Unmut und ein erhebliches Maß an Lebensunzufriedenheit stellten sich ein und führten zu dem stationären Aufenthalt. Als dann die Therapeutin ihre Leistungsthematik in Form der Therapieangebote in den Focus rückte, verneinte Frau K. verständlicherweise dieses Vorgehen. Sie könne nicht mehr, sie sei „schachmatt“.
In der Supervisionsgruppe wurde zunächst auf das Erkennen eigener Anteile auf Seiten der Therapeutin fokussiert, besonders auf deren Ziel, es ihrer Patientin schnell zu ermöglichen, „zu einer Besserung zu gelangen“, und dann auf die Frage, warum Frau K. die vorgeschlagenen Therapieschritte abgelehnt hatte. Es wurde vermutet, beide, Therapeutin und Patientin hätten wohl ein hohes Leistungsideal und beide Personen könnten darüber in ein Überforderungsgefühl oder in eine resignative Haltung geraten, so wie es Frau K. wohl schon ergangen sei. Schließlich wurde auf die Notwendigkeit, die Welt der Patientin durch geduldiges und empathisches Zuhören näher kennenzulernen, hingewiesen, um besser zu verstehen, was Frau K. so unsicher und ängstlich hatte werden lassen Auch könnte die Therapeutin ihrer Patientin ihre Gegenübertragung mitteilen (Heigl-Evers und Ott, 1994), nämlich, dass sie sie sympathisch und - wie in der Supervision erarbeitet - zugleich erschöpft, ärgerlich und beschämt wahrnehme. Auf diese Weise dürfte es für beide zu einem tieferen Verständnis der Symptomatik kommen. Somit könnte es am ehesten gelingen, ein Arbeitsbündnis zu schmieden und vor diesem Hintergrund bedachte Therapieschritte zu planen.
Das Beispiel zeigt, dass nur, wenn die Therapeutin ihre Gefühle, die sie gegenüber der Patientin hat (Gegenübertragung), wahrnehmend reflektiert, der Therapieprozess positiv in Gang kommen kann. Am Ende kann ein Zuwachs an emotionaler Freiheit stehen mit einem stabileren Selbstwertgefühl, welches wiederum ganz neue Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet. In diesem Sinne fungiert Supervision als Erkenntnisgewinn. Sie ist zugleich haltgebende Struktur für den therapeutischen Prozess und somit Garant für das Erreichen des Therapieziels. In diesem Sinn ist sie für die Qualitätssicherung der psychotherapeutischen Arbeit unverzichtbar.
Externe Supervision bietet den Supervisanden die Chance, konfliktbezogene Interpretation mit Hilfe der Dynamik des Teams aufzuhellen und sich plausibel zuzueignen, die Gegenübertragung zu erkennen und als Werkzeug im Therapieprozess einzusetzen. Sie trägt essentiell dazu bei, die therapeutische Beziehung herzustellen und zu festigen, wodurch überhaupt erst eine Therapie möglich wird. Es ist zugleich wichtig, zu betonen, dass die Supervisorin keine therapeutische Haltung gegenüber den Supervisanden einnimmt, d. h., es geht nicht darum, nach bewussten oder unbewussten Motiven zu suchen. Dies bleibt die Aufgabe der Selbsterfahrung während der Psychotherapieausbildung.
Literatur bei der Verfasserin
Dr. med. Christiane Schaller-Studt
Bei Fragen zu unseren Behandlungen stehen wir Privatpatienten und Selbstzahlenden gerne zur Verfügung und nehmen uns Zeit für eine diskrete Beratung.