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Wissenschaftliche Ausrichtung

Das Klinikum Schloss Lütgenhof ist der Personalen Medizin und damit einer an Wissenschaftlichkeit orientierten Medizin, Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie verpflichtet. Personale Medizin ist zuallererst Schul- und in keinerlei Hinsicht Para- oder Alternativmedizin. Die Tradition und die Errungenschaften der abendländisch naturwissenschaftlichen Heilkunde bilden das Fundament der Personalen Medizin. Sie ist als Ergänzung der, keineswegs jedoch als Konkurrenzunternehmen zur etablierten somatischen Medizin konzipiert. Wer Personale Medizin lernen und betreiben will, tut gut daran, über eine solide Aus- und Weiterbildung in der Schulmedizin zu verfügen und die dafür nötigen wissenschaftsbasierten Ausbildungsprozeduren zu durchlaufen. Analoges gilt für die bei uns tätigen Psychologinnen und Psychologen, deren Ausbildung sowohl in Psychologie als auch in Psychotherapie den wissenschaftlichen Usancen und Niveaus dieser Disziplinen entsprechen müssen.

Im Zusammenhang mit der Personalen Medizin (person-centered medicine) wird nicht selten auf jene Bereiche der Medizin, der Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie sowie ihrer Nachbardisziplinen verwiesen, die als medical humanities bezeichnet werden. Darunter werden im angelsächsischen Sprachraum die Geschichte der Medizin ebenso wie die Ethik, die medizinische Psychologie und Soziologie, Psychoedukation, Literatur, Terminologie, Epistemologie, Anthropologie und Philosophie der Medizin subsumiert. Diese Fächer und Disziplinen unterstützen mit ihren Forschungsmethoden und -ergebnissen die Personale Medizin. Dies bedeutet, dass neben naturwissenschaftlichen auch sozial-, geistes- und kulturwissenschaftliche Methoden zur Anwendung gelangen, um innerhalb der Personalen Medizin zu forschen.

Forschungsschwerpunkte

Ausgehend vom medizinischen Schwerpunkt und Profil des Klinikums Schloss Lütgenhof und von den bisherigen Forschungsaktivitäten der am Klinikum tätigen Wissenschaftler zeichnen sich folgende Topoi und Themen der Forschung aus dem Bereich der Medical Humanities ab:

  • Zusammenhang von philosophischer, psychologischer, medizinischer Anthropologie
  • Personalismus und Kulturanalyse: Personale Medizin und Personale Psychologie
  • Gesundheits- und Krankheitskonzepte in Medizin und Psychologie
  • Ideengeschichte der Integrierten Psychosomatik
  • Theorie der Humanmedizin

Ein die Humanmedizin und die Psychologie überwölbendes und fundierendes anthropologisches Konzept lässt sich am ehesten im Begriff der Person finden. Medizin ebenso wie Psychologie dürfen – um sich nicht in atomistischen Einzelbefunden zu verlieren – jeweils eine personale sein und Menschen in ihren personalen Qualitäten erfassen, beschreiben, erforschen und eventuell auch behandeln. Personale Qualitäten sind dabei Fähigkeiten wie Erinnerung (Vergangenheit), Entwurf (Zukunft), situative Kompetenz (Gegenwart), sprachlicher und nicht-sprachlicher Ausdruck (Animal symbolicum), dialogische Beziehungsgestaltung (Du sagendes Ich), Werterkennen und Wertrealisierung (Max Scheler, Nicolai Hartmann) sowie Suche nach Sinn und Bedeutung (Erwin Straus).

Stimmt man mit diesen und weiteren Grundannahmen von Personaler Medizin und Psychologie überein (z.B.: Personen weisen Facetten und Aspekte wie Hyle / Bios / Psyche / Logos auf), verändern diese Grundannahmen auch zentrale Begriffe und Konzepte von Medizin und Psychologie. Diesen Veränderungsprozessen und -notwendigkeiten im Detail nachzugehen und sie hinsichtlich ihrer theoretischen wie praktischen Konsequenzen einzuordnen, ist Anliegen und inhaltliche Stoßrichtung von wissenschaftlichen Beiträgen, Monographien und Qualifikationsarbeiten, die im Rahmen der Forschungstätigkeiten im Klinikum Schloss Lütgenhof realisiert werden.

Die Themen allfälliger Qualifikationsarbeiten werden unter der Maßgabe vergeben, wichtige Personen oder Konzepte, die als Vorläufer und Vorbereitung des Personalismus und der Integrierten Psychosomatik gelten, hinsichtlich ihrer Biographie, ihres Werks oder ihrer Ideen-Geschichte zu untersuchen. Dabei handelt es sich fast ausnahmslos um Ärzte, Psychologen und deren Konzepte, die aufgrund des Faschismus in Deutschland um und nach 1933 diskriminiert, ins Exil verjagt oder in die innere Emigration gezwungen wurden, und deren Werk und Lebenslauf aufgrund der politischen Entwicklungen im Europa der 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts vergessen und schwer zugänglich sind. Zugleich lohnt eine intensive Beschäftigung mit diesen Personen, da ihre Konzepte oftmals unter ideengeschichtlichen Kautelen ausgesprochen innovativ und zukunftsorientiert imponieren. Im Hinblick auf zukünftige Qualifikationsarbeiten sind folgende Personen und deren Oeuvre als thematische Schwerpunkte avisiert:

Psychoanalyse & Tiefenpsychologie:
Therese Benedek – Ärztin, Psychoanalytikerin, Psychosomatikerin, Exil; Margarete Hilferding – Ärztin, Sozialistin, Individualpsychologin (wenige Schriften), Exil; Ruth Cohn – Ärztin, Psychoanalyse, Humanistische Psychologie, Exil; Clara Thompson – Psychoanalytikerin, USA, keine ins Deutsche übersetzte Schriften; Hilde Bruch – Ärztin, Psychoanalytikerin, Schwerpunkt Ess-Störungen, Exil; Selvini-Palazzoli – systemische Therapie, Psychoanalyse, Schriften aus dem Italienischen übersetzt, Schwerpunkt Psychosen / Ess-Störungen; Margret S. Mahler – Psychoanalytikerin, Schwerpunkt Kleinkind-Entwicklung, Exil; Françoise Dolto – Psychoanalytikerin, Ärztin, Kinder-Psychoanalyse, Entwicklungspsychologie; Donald Winnicott – Kinderarzt.

Anthropologie:
Margaret Mead; Ruth Benedict; Boris Malinowski; Clifford Geertz; Agnes Heller;

Ärzte / Psychosomatik / Personalismus:
Friedrich Kraus – Internist an der Charité; Theodor Brugsch – Internist an der Charité; Erich Wittkower – Dermatologie und Internist an der Charité; Ronald D. Laing – Psychiater und am Existentialismus stark Interessierter; Bernard Lown – Kardiologe und Künstler des Individualisierens; Arthur Kronfeld – Psychiater, Psychotherapeut, Wissenschaftstheoretiker, Professur an der Charité.

In den letzten Jahrzehnten konnten mit analogen inhaltlichen Fragestellungen inzwischen 40 Promotionen und 2 Habilitationen aus den Disziplinen Philosophie, Psychologie und Medizin (Medical Humanities) erfolgreich abgeschlossen werden; sie – die Fragestellungen aus dem Bereich der Medical Humanities – haben sich damit für den wissenschaftlichen Nachwuchs als relevant und fruchtbar erwiesen.