Personale Medizin.
Eine humane Medizin von Personen für Personen.
Personale Medizin.
Eine humane Medizin von Personen für Personen.
Personale Medizin ist ein junger Begriff mit einer alten Tradition und einer verheißungsvollen Zukunft. Die Personale Medizin steht zuallererst auf dem Boden der Schulmedizin; sie ist in keinerlei Hinsicht Para- oder Alternativmedizin. Die Traditionen und Errungenschaften der abendländischen, naturwissenschaftlichen Heilkunde bilden neben der Psychologie und Philosophie das Fundament der Personalen Medizin.
Das medizinische Gesamtkonzept der Personalen Medizin wurde von Herrn Prof. Dr. med. et phil. Gerhard Danzer entwickelt, der jahrzehntelang in der Charité (Berlin) tätig war. Als Facharzt für Innere Medizin und Psychosomatik sowie als Diplompsychologe, Psychotherapeut und Honorarprofessor für Philosophie etablierte er im Klinikum die Personale Medizin – eine humane Medizin von Personen für Personen.
So erfolgreich die Sicht- und Herangehensweise der Schulmedizin der vergangenen Jahrzehnte auch war, so sehr wurden und werden in ihr Krankheiten oftmals lediglich in der biomedizinischen Dimension erfasst und behandelt. Die Psychosomatik entwickelte als Reaktion darauf Mitte des letzten Jahrhunderts ein erweitertes medizinisch-anthropologisches Konzept, das biopsychosoziale Modell des Menschen. Nicht nur Krankheiten, sondern kranke Menschen sollten in ihren körperlichen wie auch seelischen und sozialen Aspekten wahrgenommen, diagnostiziert und falls nötig auch therapiert werden.
Die Personale Medizin darf als Weiterentwicklung der psychosomatischen Innovationen und des biopsychosozialen Anthropologie-Modells verstanden werden. Sie übernimmt aus der Psychosomatik die grundsätzliche Orientierung sowohl an der objektiven (Schulmedizin) wie auch an der subjektiven Seite von Krankheit und Gesundheit (z.B. Krankheitskonzept des Patienten; Coping-Strategien; Stimmungen und Verstimmungen; Befindlichkeit; Selbstwertregulation) und verknüpft diese Seite mit den biomedizinischen Befunden des Patienten. Außerdem integriert sie medizinisch-psychologische Konzepte und Ideen wie sprechend-zuhörende (narrative) Medizin, Heilkunde der Beziehung (Resonanz, Passung), Erweiterung des therapeutischen Spektrums (Gesprächstherapien, Kreativtherapien, körperzentrierte Verfahren) und der dazu assoziierten wissenschaftlichen Fragestellungen (z.B. Psychoneuroimmunologie, Psychokardiologie, Psychoonkologie).
Darüber hinaus geht die Personale Medizin von einem nochmals erweiterten und komplexeren anthropologischen Konzept als die Psychosomatik aus. Menschen sind (potentiell) stets Personen und als solche neben ihren organismischen (materiellen, biologischen) Aspekten auch mit psychosozialen sowie mit soziokulturellen Aspekten (Logos, Vernunft, Wertorientierung) charakterisiert. Emotionale und intellektuelle Bildung, Welt- und Lebensanschauung (sense of coherence), Sinn-, Wert- und Bedeutungszuschreibungen, zeitliches und räumliches Identitäts-Empfinden, autonomes Denk- und Urteilsvermögen, Fähigkeit zu aufgeklärt-humanistischer Daseinsgestaltung, Verantwortungsübernahme für sich, für Mitmenschen wie auch für Teilaspekte der Kultur – alle diese Facetten bedeuten personale Qualitäten am Menschen.
An Personen können vier Dimensionen, Funktionen oder Aspekte beobachtet, beschrieben sowie (in der Medizin) eventuell diagnostiziert und therapiert werden: Materie (Stoff; Hyle), Leben (Bios), Seelisch-Soziales (Psyche) und Geist (Logos). Diese Aspekte kommen beim lebenden Menschen nie separiert vor, und die einzelnen Funktionen dürfen nicht mit ontologischen Zuordnungen oder Substanzen (der Körper, die Seele, der Geist) verwechselt werden.
Die Personale Medizin beabsichtigt in ihren diagnostischen Bemühungen zu klären, inwiefern bei konkreten Patienten im Vorfeld oder als Folge ihrer Krankheiten einige oder viele dieser Qualitäten in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die therapeutischen Akzentsetzungen zielen neben einer Beseitigung oder Abmilderung von Symptomen und Krankheitszeichen (günstigenfalls restitutio ad integrum) auch auf eine Wiederherstellung personaler Qualitäten ab (restitutio ad personam). Und die (Primär-)Präventivmaßnahmen der Personalen Medizin erstrecken sich weit über eine adäquate Ernährung und Bewegung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hinaus auf deren Möglichkeiten einer nachhaltigen emotionalen und intellektuellen Förderung und Bildung, so dass sie in die Lage versetzt werden, ihr Dasein und ihre Existenz selbstbestimmt und zugleich (im eben beschriebenen Sinne) verantwortungsvoll gestalten zu können.
Mit diesem Anspruch fußt die Personale Medizin auf humanistischem und aufgeklärtem Gedankengut, das sich dem Ideal einer möglichst umfänglichen autonomen Daseinsgestaltung eines jeden Individuums verpflichtet weiß. Krankheiten aller Art entstehen bisweilen aufgrund zu eng begrenzter Freiheits- und Autonomiegrade des Einzelnen – und sie führen häufig zur Reduktion derselben. Was bei bisherigen Versuchen, bei Menschen ihr aufgeklärtes, autonomes, kritisches und humanes Denken, Urteilen und Handeln zu fördern, meist unterschätzt wurde, war und ist das emotionale und soziale Wurzelgeflecht der Vernunft.
Wer Humanismus, Aufklärung und Vernunft lediglich als kognitive Prozesse begreift, verfehlt ihr Wesen und muss sich über die ausbleibenden Effekte nicht wundern. Vernunft ist kein eindimensionales Konzept; will man die eigene oder die Vernünftigkeit von anderen steigern, darf und muss man Größen wie Charakterstruktur, Emotionalität, soziale Einbettung und Verbundenheit, Umgang mit Impulsen und Affekten, Wertorientierungen, Welt- und Lebensanschauungen sowie Angst und Anlehnungsbedürfnisse der Betreffenden mit ins Kalkül ziehen. Vernunft ereignet sich in der Regel nicht (nur) im Einzelnen, sondern vor allem zwischen den Menschen, und wer sich Aufklärung und Vernunft auf seine Fahnen schreibt, darf und muss sich parallel dazu überlegen, wie Gemeinschaftsgefühl respektive Common sense (ein zentraler Begriff in der Individualpsychologie Alfred Adlers) bei Menschen ermöglicht und gesteigert wird.
Personale Medizin ereignet sich im ambulanten wie stationären Rahmen nur, wenn eine Atmosphäre und ein Milieu von Aufklärung und Vernunft, Humanismus und Common sense sowie von entschiedenem Interesse für die jeweils individuelle Persönlichkeit des Gegenübers gegeben ist. Diagnostik und Therapie von kranken Menschen darf bei den Patienten ebenso wie bei den Behandlern mit Prozessen der Steigerung von Selbst-, Menschen- und Weltkenntnis verbunden sein – wobei diese Erkenntnis- und Ermächtigungsprozesse Rationales wie Irrationales, Bewusstes wie Unbewusstes sowie Persönlich-Individuelles und Sozial-Kulturelles umfassen. Das kritisch-aufklärerische Potential der Personalen Medizin darf deshalb auf die eigene Werdens-Geschichte ebenso wie auf Kulturanalyse und die sozioökonomischen Rahmenbedingungen von Krankheit und Gesundheit abzielen und eine enge Verzahnung von medizinischer Handlung und philosophischer Reflexion ergeben.