Zeit für Leben.
Freuen Sie sich auf unser kompetentes Team!
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Dem individuellen Bildungsweg bzw. Bildungsschicksal einer Person nachzuforschen und womöglich verschüttgegangene Bildungs-, Sozialisations- und Enkulturationsprozesse wieder in Gang zu bringen, ist eines der zentralen Anliegen der Personale Medizin. Sie greift daher selbstverständlich auch auf theoretische bzw. wissenschaftliche Aspekte von Bildung, Kultur und Kulturanalyse zurück, um die ihr anvertrauten Personen besser zu verstehen und behandeln zu können. Dies setzt zuallererst eine ausgeprägte Bildungsbereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter voraus, die weit über den jeweiligen Tellerrand der fachlichen Expertise und des Spezialwissens hinausweist. Nicht selten sind diese Bemühungen mit Demut und Kleinheitsempfinden der Bildungswilligen angesichts der Fülle des objektiven Wissens und eigener Wissenslücken verbunden. Dies verstehen wir als kulturelles Minderwertigkeitsgefühl, dem wir idealerweise mit einer kulturellen Beitragsleistung begegnen wollen, um damit unsere individuellen Entwicklungsmöglichkeiten zu realisieren.
Uns schwebt im Gegensatz zum heute gängigen Ideal des (Fach-) Spezialisten vielmehr das Ideal des Generalisten vor, der das eigene Persönlichkeitsideal möglichst facettenreich gestaltet und die Arbeit daran als lebenslange Aufgabe begreift. Nur so ist es möglich den vielfältigen Herausforderungen im Umgang mit unseren Mitmenschen, wie uns selbst, annähernd gerecht zu werden und dabei einseitige Reduktionen zu vermeiden, die im Medizinalsystem des 21. Jahrhunderts zur alltäglichen Normalität geworden sind.
Bei dem Begriff Bildung handelt es sich um einen vielgestaltigen und komplexen Begriff, der in ganz unterschiedlichen Kontexten zur Anwendung kommt, ohne dass es ein allgemein anerkanntes Begriffsverständnis geben würde. Der Begriff des Bildungsschicksals spielt auf die dynamisch-biographische Entwicklung der individuellen Bildung an, in die das Individuum gewissermaßen „hineingeworfen“ und deren Gestaltung ihm damit überantwortet wird.
Gelingende Bildungsprozesse jedweder Art haben nach unserer Auffassung immer den Sinn das personale Niveau von einzelnen Personen, Gruppen von Personen, oder ganzen Sozietäten anzuheben. Schon Goethe hatte in einem Brief an Lavater (1780) mit der anschaulichen Vorstellung einer „Pyramide“ seines Daseins auf diesen Zusammenhang hingewiesen, da sie nur auf Grundlage einer breiten Basis „so hoch als möglich in die Luft“ gespitzt werden könne. Dies meint wohl auch Ludwig Binswanger (1881-1966) mit dem Begriff der „anthropologischen Proportion“, der bei uns regelmäßig zur Anwendung kommt, und das Ausmaß an „Welthaltigkeit“ im Verhältnis zu den oftmals verborgen bleibenden Größenideen einer Person thematisiert. Ein hohes personales Niveau ist mit einem hohen Grad an Humanität, Freiheit, aufgeklärtem Denken, gemeinschaftlichen Handeln und Wertsichtigkeit der jeweiligen Person verbunden, die dadurch imstande ist sich im Sinne der Gemeinschaft zu verhalten und einen kulturellen Beitrag zu leisten. Diesen Zusammenhang hatte der Begründer der Individualpsychologie Alfred Adler (1870-1937) bereits im Sinn, als er erstmals im Jahre 1907 die Theorie des Minderwertigkeitsgefühls und dessen gelingender Kompensation durch Entwicklung des Gemeinschaftsgefühls („im Strom der Evolution“ - Adler, 1928: S.171) formulierte, die dadurch zur zentralen Erziehungsaufgabe wird und sich im individuellen Lebensstil (Charakter) eines Menschen äußert¹.
Wenn wir uns nochmals vergegenwärtigen, dass wir in der personalen Medizin zunächst eine Arzt-Patienten bzw. Therapeut-Patientenbeziehung vor uns haben, die sowohl nach den formalen Kriterien der modernen Schulmedizin (Stichwort: Leitliniengerechte Diagnostik und Therapie), als auch unter ökonomischen Gesichtspunkten zu realisieren ist, so steht dennoch das, was der anthropologisch orientierte Psychiater, Psychotherapeut und Philosoph Viktor Emil von Gebsattel (1883-1976) als den „personalen Heilfaktor“ bezeichnet hat, ganz eindeutig im Vordergrund. Dabei ist der Gedanke entscheidend, dass „die Wirkung der ärztlichen [bzw. therapeutischen] Persönlichkeit auf die des Kranken eine ganz entscheidende Bedeutung behält“ (von Gebsattel, 1954: S.269).
Wie diese Therapeutenpersönlichkeit nun beschaffen ist, d.h. welche Werte und Haltungen wir im direkten und übertragenen Sinne verkörpern, wird damit zum entscheidenden Kriterium einer gelingenden Behandlung; unabhängig davon, welches Bildungsniveau bei unseren Patientinnen und Patienten jeweils vorliegt. Zu welchem Bild zu werden wir imstande sind und welche Bildungsimpulse wir in unserem Gegenüber womöglich induzieren können, hängt maßgeblich davon ab wie viel Welt (bzw. Kultur) wir bereits selbst in uns aufgenommen (kultiviert) haben. Ein solcher Anspruch hat mit einem elitären Bildungsverständnis bzw. bildungsbürgerlicher Hybris (Hochmut) wenig zu tun, insofern die eigene Persönlichkeitsentwicklung in den Dienst unserer Mitmenschen gestellt wird, damit gegenseitiges Verstehen, Lernen, Wachstum, Reifung bzw. Bildung möglich werden. Gleichzeitig bedeutet dies auch den Versuch jener „Ursprungsgemeinschaft vom Charakter des Wir“ (Plessner, 1975: S.343) gerecht zu werden. Schließlich geht eine solche Haltung auch mit der Bereitschaft einher sich selbst zu objektivieren, d.h. in Form von gelingender (oder auch misslingender) Kommunikation die eigene Person zu exponieren und die eigene (klinische) Tätigkeit in Form von Epikrisen (Behandlungsberichten), Patientenvorstellungen, Supervisionsstunden, Referaten, Qualifikationsarbeiten oder allfälligen Buchprojekten kritisch zu reflektieren und damit zu veröffentlichen.
Bei Fragen zu unseren Behandlungen stehen wir Privatpatienten und Selbstzahlenden gerne zur Verfügung und nehmen uns Zeit für eine diskrete Beratung.