Zeit für Leben.
Freuen Sie sich auf unser kompetentes Team!
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Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts hielt die gezielte körperliche Untersuchung Einzug in die Krankenhäuser der damaligen Zeit, die bis dahin vielmehr soziale bzw. gastfreundliche Orte (Hospitale) gewesen waren, in denen Kranke oftmals von der übrigen Gesellschaft ferngehalten und somit ausgegrenzt wurden (Borck, 2016: S.99). Mit der systematischen Entwicklung der körperlichen Untersuchung, durch Anwendung verschiedener Untersuchungstechniken wie z.B. der Perkussion, bei der ein zu untersuchender Körper systematisch beklopft wird, um physiologische bzw. pathologische Schallphänomene auszulösen, veränderte sich die Arzt-Patienten-Beziehung in dem Sinne, dass der Untersucher gegenüber dem Patienten eine reduzierende Einstellungsänderung vornahm.
Mit der objektivierenden, wissenschaftlichen Einstellung gegenüber menschlichen Körpern einhergehend kam es zur Entwicklung von Krankheitskonzepten, die von spezifischen Organpathologien ausgingen, welche durch die klinisch durchgeführten Obduktionen der verstorbenen Patienten direkt festgestellt werden konnten. Darüber hinaus ermöglichte die sich entwickelnde Laboratoriums Medizin eine gezielte „Beeinflussung physiologischer Prozesse auf der Suche nach kausalen Erklärungen für Krankheiten“, sodass sich im Laufe des 19. Jahrhundert ein rein empirisch-pragmatisches Paradigma mit den verschiedenen Möglichkeiten der technischen Beeinflussbarkeit des Lebens innerhalb der medizinischen Wissenschaften durchsetzte (Borck, 2016: S.104-114).
Es ist tatsächlich erstaunlich, wie schwierig es ist den menschlichen Leib angemessen zu beschreiben, obwohl wir ihn tagtäglich unbewusst empfinden, bewusst wahrnehmen bzw. beobachten, ihn benutzen, trainieren oder fast ganz vernachlässigen können. Im Falle von Krankheiten oder Schmerzen tritt uns der Körper womöglich als unüberwindbares Hindernis entgegen und wird zum Gegenstand ärztlich-therapeutischer Diagnostik bzw. Behandlung. In der Regel scheinen wir in ihm oder mit ihm dahinzuleben, d.h. ihn als eine Selbstverständlichkeit hinzunehmen, wobei die genauere Beschäftigung mit dem eigenen oder fremden Leib bzw. der Leiblichkeit im Allgemeinen jeden ins Staunen versetzen kann, der eine gewisse Offenheit und eigenes Interesse dafür hat.
Nicht nur welche biomedizinischen oder psychosozialen Aspekte den Leib ausmachen fasziniert uns, sondern auch die Tatsache, dass wir überhaupt in dieser eigenartigen Weise existieren und auf diese Weise, d.h. als leibliche Wesen mit seelisch-geistigen Qualitäten, aus der Evolution hervorgegangen sind. Man darf nicht fehlgehen, Leib mit Körper gleichzusetzen. Leib ist nach Ludwig Klages allenfalls der beseelte Körper; demnach ist der „Leib das Erscheinungsbild der Seele und die Seele der Sinn des Leibes.“ (Klages, 1920: S. 61). Nach Edmund Husserl ist der Leib der „Nullpunkt unserer Orientierung und der Mittelpunkt unserer subjektiven Welt“ (Husserl, 1911: S. 158); und der französische Leibphänomenologie Maurice Merleau-Ponty bezeichnete den Leib als ein Chiasma (Kreuzung) oder als inkarniertes Subjekt (Merlau-Ponty, 1966). Leiblichkeit zeichnet sich demnach durch gegensätzliche Attribute aus.
Der Begriff Embodiment bedeutet Verkörperung. „Das Gehirn ist mit dem Körper nicht einfach durch den Hals verbunden, sondern Gehirn und Körper bilden eine untrennbare funktionelle Einheit.“ (Storch, Cantieni, Hüther & Tschacher, 2006). Dementsprechend ist die Separierung der Begrifflichkeiten in Psyche und Körper eine dualistische Vereinfachung zur Vorstellung dessen, was in dem Organismus des Menschen vorgeht. Vielmehr empfiehlt es sich, diese beiden Aspekte wie zwei Seiten derselben Medaille vorzustellen, sodass sie in Bezug auf den Leib gesehen und integriert werden. Die Kognitionswissenschaften untersuchen seit längerer Zeit, wie psychische oder kognitive Phänomene zu körperlichen Zuständen führen können und inwieweit diese als verkörpert aufzufassen (Theorie der der sog. 4e-cognition: embodied, embedded, extended, enacted) sind¹.
Zum Beispiel untersuchten Strack, Martin und Stepper (1988), inwieweit die künstlich herbeigeführte Anspannung der Muskeln, die für das Lachen zuständig sind, im Vergleich zur Hemmung dieser Muskeln die emotionale Befindlichkeit der Probanden beeinflusst. Dabei sollten Probanden in der einen Gruppe einen Bleistift mit den Zähnen festhalten (Aktivierung der Lachmuskeln), Probanden in der anderen Gruppe mit den Lippen (Hemmung der Lachmuskeln). Es zeigte sich, dass Probanden in der Gruppe mit der Lachmuskelaktivierung die Cartoons signifikant lustiger fanden als Probanden in der Gruppe mit der Lachmuskelhemmung. Die Autoren schlossen daraus, dass allein die körperliche Aktivierung bestimmte Areale zu einem gewünschten emotionalen Zustand führen kann (Facial-Feedback-Hypothese). Cacioppo, Priester und Berntson (1993) untersuchten, inwieweit die Anspannung verschiedener Armmuskeln die Stimmung beeinflusst und Abwehrbereitschaft verkörpert.
Anhand des Körper-Grids nach der Reperotory-Grid-Technik von George A. Kelly (1905-1967) werden verschiedene Körperteile und Organe der Patienten in einem idiografischen Verfahren entsprechend der Bedeutsamkeit subjektiv bewertet (Joraschky, Loew, Röhricht, 2009). Dadurch wird das momentane Körpererleben der Patienten durch ein spezifisches Verfahren im Vergleich zu dem Realkörper (wie der Körper subjektiv erlebt wird) und dem Idealkörper (wie der Körper gewünscht wird) dargestellt. Damit versuchen wir die persönliche Bedeutung der einzelnen Glieder (Arme, Beine, Gesicht, Hände, Schultern etc.), Organe (Herz, Niere, Leber etc.) oder Geschlechtsteile (Penis/ Vagina, Hoden etc.) der Probanden zu verstehen, in was für einem Verhältnis die Personen dazu stehen und welche Vorstellung sie von einem für sie idealen Körper haben. Die Diskrepanz zwischen Real und Ideal wird oftmals nur unbewusst auf der körperlichen Ebene erlebt.
Durch das Biofeedback-Verfahren können wir in Echtzeit verschiedene physiologische Parameter (Hautleitwert, Herzfrequenz, Blut-Volumen-Puls, Atmung, EMG, Körpertemperatur und Atmung) des Patienten messen. Darüber hinaus ist es möglich, durch verschiedene Stresstests die Reaktion dieser größtenteils unbewusst ablaufenden Phänomene auf unterschiedliche Stressreaktionen abzubilden. Durch die Visualisierung der unterschiedlichen Parameter wird ein Bewusstsein dafür geschaffen, wie der Körper auf externe Reize reagiert und in Entspannungsphasen wieder zur Ruhe kommt (oder auch nicht). Im nächsten Schritt können einzelne, möglicherweise maladaptive physiologische Reaktionen in Trainingssequenzen gezielt beeinflusst werden. Dabei können zum Beispiel Entspannungs- und Atemtrainings zur Anwendung kommen, um die Herzfrequenz zu regulieren oder muskuläre Anspannung gezielt zu reduzieren. Es hat sich gezeigt, dass schon eine bewusstere und tiefere Bauchatmung einen überraschend positiven Einfluss auf andere Parameter hat.
Bei Fragen zu unseren Behandlungen stehen wir Privatpatienten und Selbstzahlenden gerne zur Verfügung und nehmen uns Zeit für eine diskrete Beratung.