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Eindrücke vom Symposium des Klinikums Schloss Lütgenhof

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Person(a) – Maske – Mensch.
Eindrücke vom Symposium des Klinikums Schloss Lütgenhof 

Gina Rossollek – Werkstudentin
Gina Rossollek Werkstudentin
Jakob Blaumer - Arzt in Weiterbildung
Jakob Blaumer Arzt

Unter diesem Titel fand am 3. und 4. Oktober 2025 das erste Symposium des Klinikums Schloss Lütgenhof im Alten Speicher in Dassow statt – zwei Tage zwischen Denken und Erleben, zwischen wissenschaftlicher Präzision und künstlerischer Offenheit. Im Dialog von Philosophie, Wissenschaft und Kunst wurde ausgelotet, was es heute heißt, Mensch zu sein – sichtbar, verletzlich und verbunden.

Tag 1 – Zwischen Lachen und Weinen

Eröffnet wurde das Symposium von Prof. Dr. Hans-Peter Krüger mit einem Vortrag, der den Titel des Symposiums trug: Persona – Maske – Mensch. Er führte in Plessners philosophische Anthropologie ein, die den Menschen als ein exzentrisches Wesen beschreibt – immer zugleich in sich und außer sich, als Körper und als Person. Echtes Lachen und Weinen erscheinen dabei als anthropologische Grenzphänomene – als Explosion und Implosion des Daseins; Momente, in denen die Grenze zwischen Selbst und Welt aufreißt. Krüger betonte die Notwendigkeit einer dritten Position – einer Instanz, die Vermittlung und Orientierung ermöglicht. Der Mensch, so Plessner, kann sich selbst nur verstehen, wenn er sich von einem Dritten her begreift: als Teil eines Bezugsrahmens, der ihn übersteigt. Damit wurde schon im Eröffnungsvortrag spürbar, dass das Symposium keine theoretische Übung, sondern ein lebendiger Austausch über zutiefst Relationales und Existenzielles war.

In den anschließenden Werkstattgesprächen entfalteten sich vielstimmige Perspektiven: Dr. Helmut Harr beleuchtete die Begriffsgeschichte von Person und Persona, Prof. Dr. Wolfram Schüffel sprach frei und spontan – unter anderem im Dialog mit Menschen aus Dassow, die er am Vorabend an der Tankstelle für das Symposium gewinnen konnte. Dr. Corinna Pregla sprach in ihrem Vortrag PerSonare über die Psychologie der Stimme, der Sprache, nicht zuletzt auch der Jugendsprache, in der Begriffe wie „Aura“ oder „Alles gut“ eine neue Resonanz entfalten.

Eine musikalisch-künstlerische Intervention von Juditha Haeberlin an der Geige und Corinna Pregla mit gesprochenen Gedichten schloss den Tag stimmig ab: Klang, Stille und das, was dazwischen liegt. Das gemeinsame Abendessen im Schlossgut Groß Schwansee bot dann den Raum zum Nachhallen – leise und laute Gespräche, lautes und leises Lachen, ein bisschen Weinen vielleicht. Mit und ohne Maske.

Tag 2 – Zwischen Bild und Mensch

Der zweite Tag begann mit einem kunsthistorischen Blick: Prof. Dr. Michael Thimann sprach über das Portrait als Form der Selbstdarstellung – weniger über Aby Warburg als über die Frage, wie das Gesicht und die künstlerische Darstellung desselben zum Träger innerer Wahrheit werden.

In den folgenden Werkstattgesprächen begegneten sich Kunst, Psychologie und Leben auf berührende Weise: Dr. Jakob Blaumer illustrierte anhand von Vincent van Goghs Biografie wesentliche und spezifische Aspekte bipolarer Erkrankungen und diskutierte sich hieraus ergebende therapeutische Haltungen. Frank Alva Bücheler spannte in seinem Vortrag Machen Sie uns bloß nichts vor! einen Bogen von der Geschichte des Theaters bis zum Film und Musical – als Spiegel des ewigen Spiels zwischen Rolle und Wirklichkeit.

Eine szenisch-theatrale Intervention von Ludwig Christian Glockzin machte das schließlich körperlich erfahrbar: Ein Mensch tritt auf, mit einem Strick in der Tasche, erzählt von Geburt und Gehen, von Zu-früh-Kommen und Nicht-mehr-Können. Der Erzbischof erscheint – oder auch nicht. Absurde Intensität. Schweigen. Nähe. Implosion und Explosion, ein Verschwimmen der Grenzen von Persona und Mensch.

Die Mittagspause wurde zunächst für eine Begehung der Klinik genutzt und brachte dank unseres Küchen- und Serviceteams um Florian Dibbern und Laura Fadel kulinarische Höhepunkte und eine wohlig-angeregte Atmosphäre für weiteren Austausch. Die zweite Hälfte eröffnete Prof. Dr. Gerhard Danzer mit seinem Vortrag Wie wäre es ein Mensch zu sein? über das echte Sich-Zeigen, über Martin Bubers Gedanken zum dialogischen Prinzip – und über die Sehnsucht und vielleicht auch die Notwendigkeit des Menschen, sich selbst als Gegenüber ohne Maske zuzumuten.

Im letzten Block der Werkstattgespräche näherten sich die Beiträge der therapeutischen Praxis: Dr. Maximilian Huber sprach über die Psychokardiologie heute, Pierre Schleicher über die Begriffsgeschichte von Trost sowie seine Notwendigkeit, aber auch Gefährdung in der kontemporären Psychotherapie. Dr. Christian Schmidt und Gina Rossollek führten in die Wertphilosophie in Diagnostik und Psychotherapie ein – und verbanden damit die Theorie und Philosophie mit zukunftsorientierter Psychotherapieforschung zur Repertory-Grid Methode, die eine empirische Perspektive auf das „Alles gut“ ermöglicht, das manchmal mehr verrät, als es verbirgt.

Nachklang

Am Ende blieb kein Fazit, sondern ein Nachklang. Ein Bewusstsein, dass wir unsere Masken brauchen – und dass sie doch nur deshalb existieren, weil darunter etwas Echtes ist, berührbar und somit auch verletzlich. Menschlich. Person(a) – Maske – Mensch: Ein Symposium, das weniger Antworten gab, als existenzielle Fragen in den Fokus rückte. Und das spürbar machte, dass Humanität im gemeinsamen Denkraum beginnt.

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